Seelow (MOZ) Am 6. August startet für den größten Teil des Altkreises Seelow das Rufbus-Projekt. Er stellt eine Ergänzung des Linienverkehrs dar, soll zunächst erprobt werden. Der Kreistag stimmte am Mittwochabend der Freigabe der Mittel für das Vorhaben zu.
Oma Liese wohnt in Ortwig. Sie hat um 10 Uhr einen Arzttermin in Letschin. Ist sie selbst nicht mehr mobil, muss sie derzeit in aller Frühe los, da nur am Morgen der Schulbus und sonst tagsüber kein Bus mehr fährt. Das soll sich nun ab August ändern. Oma Liese kann dann den Dispatcher der Busverkehrsgesellschaft anrufen. Der prüft, ob innerhalb von 90 Minuten vor und nach dem Fahrtwunsch kein Linienbus fährt. Ist dem so, dann kommt ein Kleinbus, holt Oma Liese ab und bringt sie zum Arzt. Gleiches würde für die Rücktour gelten. Die Bestellung muss 90 Minuten vor dem Fahrtwunsch erfolgen. Das Beispiel gilt für alle künftigen Nutzer des Rufbusses. In den Bussen ist auch Platz für Rollstühle, Taschen oder Kinderwagen. Das Angebot gilt ausschließlich innerhalb des festgesetzten Gebietes, das sich im wesentlichen südöstlich der B 167 befindet.
Das neue Angebot stellt keinen Taxi-Betrieb dar. So gibt es zum Beispiel keine Beförderung innerhalb eines Ortes, wenn etwa jemand von Zernikow zum Seelower Krankenhaus will. Es ist zudem ein Komfortzuschlag von einem Euro zuzüglich des Fahrausweises zu zahlen. Das Busticket ist genauso teuer wie im normalen Linienbus, entsprechend des Tarifes im Verkehrsverbund (VBB). Es gibt entweder auf der Hin- oder der Rücktour einen Halt direkt am Haus.
Um den Zuschlag wurde im Kreistag hitzig diskutiert. Falk Janke (Unabhängige) stellte den Antrag, den Zuschlag zu streichen. Er würde einige, die sich diesen Zuschlag nicht leisten können, abschrecken. Der Antrag wurde abgelehnt. Es sei eine zusätzliche Leistung, die niemand in Anspruch nehmen muss, hieß es. Der normale Linienverkehr stehe weiter zur Verfügung. Ein Punkt, der CDU-Fraktionschef Kay Juschka erstaunte. Im ersten Grundsatzbeschluss vom September 2011 sei die Rede von der Streichung verschiedener, kaum genutzter Linien gewesen, um Leerfahrten zu vermeiden. „Wie wollen wir sparen, wenn alles andere auch bleibt?“ fragte er.
Michael Gläser (SPD) wünschte sich ein verlängertes Angebot in den Abendstunden zugunsten Berufstätiger. Vieles werde sich nach den ersten Probemonaten ergeben, sagte Schinkel. Jede Stunde Erweiterung koste allerdings Geld. Für 2012 sind 174 508 Euro veranschlagt, im nächsten Jahr dann 310 000 Euro. Man konnte in der Tat nicht alles umsetzen, was zunächst angedacht war – aus Kostengründen. Denn erst nach dem Grundsatzbeschluss habe die Bus MOL die entsprechenden Planungen und Kostenschätzungen vornehmen können.
Quelle: Doris Steinkraus 10.05.2012
Red. Seelow, seelow-red@moz.de
Wird das System angenommen, gehe es künftig natürlich auch um die Streichung von schwach nachgefragten Linien, versicherte Schinkel. Man wollte jedoch zum Start nicht alles verändern, zumal mit dem jüngsten Fahrplanwechsel schon Linien. gestrichen wurden. Burkhard Paetzold (Fraktionschef Bündnis 90/Grüne – Pro Zukunft) sprach sich dafür aus, jetzt erst einmal zu starten. Im nächsten Jahr sollte der Kreistag sich berichten lassen, wie das System funktioniert. „Der Rufbus bedeutet ein Stück mehr Lebensqualität im strukturschwachen Raum“, resümierte Kreistagsvorsitzender Wolfgang Heinze (Linke). Der Kreis stelle sich dem Auftrag, unter dem Aspekt des demografischen Wandels die Daseinsvorsorge zu sichern.